Das jährlich zu Pfingsten stattfindende Questenfest ist die älteste gepflegte Tradition in der Region und vermutlich auch einmalig in Deutschland. Dabei wird die Queste, ein fast zehn Meter hoher, aufgerichteter und entrindeter Eichenstamm, mit einem Kranz von rund drei Metern im Durchmesser, den ein Querbaum mit angehängten Laubbüscheln, den Quasten, mittig teilt, mit frischem Birkengrün geschmückt.
Die Anfänge des Questenfestes liegen völlig im Dunkeln. Nach bisherigem Forschungsstand gibt es im deutschsprachigen Raum keine Parallelen. Der Orts- und Flurname „Questenberg“ ist dagegen verbreitet. Er wird nach der neueren Forschung zu „mhd. quaste, queste ‘Laubbüschel’ gestellt“. Die Siedlung und die Burg Questenberg wurden im Hochmittelalter gegründet. Die älteste schriftliche Urkunde mit der Erwähnung der Queste stammt aus dem Jahre 1666.
Ablauf des Questenfestes heutzutage
Am Pfingstsonnabend treffen sich um 10 Uhr die jungen unverheirateten Männer und fahren mit Traktor und Anhänger zu einem festgelegten Ort in den Wald. Dort schlagen sie die „Setzmaie“ und mehrere Dutzend Maien, dünne Birkenstämmchen, für den Bau der Lauerhütte und zum Schmücken der Häuser sowie des Festplatzes. Der Aufbau erfolgt nach ihrer Rückkehr in den frühen Abendstunden. Am gleichen Abend findet in der Festhalle auf dem Festplatz eine Tanzveranstaltung statt. Höhepunkt ist der Empfang der drei Käsemänner aus Rotha um 24 Uhr. Sie überbringen, in Harzer Fuhrmannstracht gekleidet, mit den Worten „Wir sind die Männer von Rothe und bringen die Käse mit dem Brote“ dem Ortsbürgermeister ein Brot und vier Sauermilchkäse. Versäumen sie diese Abgabe, so haben die Questenberger das Recht, sich in Rotha das beste Rind von der Weide zu holen, zu schlachten und an Ort und Stelle zu verzehren. Das letzte sog. „Ochsenfest“ fand 2023 statt. Die Käsemänner müssen den Ort bis Sonnenaufgang wieder verlassen haben.
Am Pfingstsonntagvormittag schneiden die Männer frisches Birkengrün zum Schmücken des Kranzes und der Quasten sowie für den Lebensbusch. Am Abend findet mit einem Umzug durch den Ort der Zapfenstreich statt. Traditionell werden nach dem Antreten auf dem Festplatz neue Mitglieder in den Questenverein aufgenommen und der Vorsitzende ehrt langjährige und verdienstvolle Mitglieder sowie Freunde des Questenfestes mit einer Urkunde bzw. verleiht ihnen die Questenmedaille.
Am Pfingstmontag früh um 3.30 Uhr werden die Menschen im Ort mit einem Trompetensignal geweckt. Der Questenverein sammelt sich auf dem Dorfplatz und steigt mit den Gästen zur Queste hoch. Auf dem Weg durch den Ort erklingt die Weise „Freut Euch des Lebens“. An der Queste angelangt, wird von den drei Männern der Stammbesatzung der Kranz abgenommen. Nur sie dürfen den Stamm besteigen. Anschließend setzen sich die Questenmänner in den Kranz, die Morgenansprache wird gehalten und gemeinsam das Morgenmahl aus Sauerkraut und Stietzel, einem Kuchenbrot, verzehrt. Nach der Ansprache spielt die Kapelle „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Zum Sonnenaufgang begrüßen alle die aufgehende Sonne mit dem Lied „Dich seh ich wieder, Morgenlicht“. Es schließt sich ein Frühschoppen auf dem Festplatz an. Um 11 Uhr findet in der Dorfkirche der Festgottesdienst statt.
Ab 13 Uhr tritt der Questenverein nach dem Platzkonzert auf dem Dorfplatz unter dem Kommando des „Questenhauptmanns“ an und zieht mit der Kapelle und den Gästen zur Queste. Dabei werden die Vereinsfahne und die Traditionsfahnen im Umzug mitgeführt. Dort schmücken die Männer in Anwesenheit von hunderten Zuschauern den Kranz und die Quasten mit frischem Birkengrün und binden einen neuen Lebensbusch. Zum Befestigen werden nur „Weden“ verwendet, dünne, gedrehte Buchenruten, die vorher im Wasser gelegen haben. Unter den Klängen des Liedes „Freiheit, die ich meine“ wird die Queste nach oben gezogen und ein Questenmann setzt ihn auf die Spitze des Stammes. Beim Kranz müssen alle mit zufassen. An einem Seil befestigt wird er auf der Talseite in eine Astgabel eingehängt und ebenfalls nur mit Weden befestigt.
Nachdem das Kranzschmücken beendet ist, laufen die Questenmänner hinunter in den Ort und ziehen ein letztes Mal durch die Straßen. An der Spitze des Zuges marschiert die Stammbesatzung, den Hut mit frischem Birkengrün geschmückt. Die Fahnen werden abgelegt und auf dem Festplatz angetreten. Zum Schluss erklingt das Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“.
In den Jahren, in denen ein neuer Questenstamm gesetzt wird, entfernen die Männer nach der Kranzabnahme die Keilscheite aus dem Stammloch und legen den alten Stamm um. Die Aufrichtung des neuen Stammes findet am Nachmittag statt und dauert zwei bis drei Stunden. Danach werden Kranz, Quasten und der Lebensbusch neu geschmückt und am Stamm angebracht.
Eine Queste, in kleinem Format, ist in der Dauerausstellung im Spengler-Museum in Sangerhausen zu sehen.
Textquelle: M. Frohriep, Spengler-Museum; Heinz Noack, Heimatforscher; Kyffhäuserlandorchester
Foto: S. Pscheidt, Questenfest 2025